Betriebswerk Thalkirchen
DIE ANFÄNGE
Mit der Eröffnung der Isartalbahn am 10. Juni 1891 wurde zwischen den Stationen Thalkirchen und Maria Einsiedel eine Werkstätte eingerichtet. Damals standen sieben Loks zur Verfügung, die in einem fünfständigen Ringlokschuppen unterhalten wurden. Die Betriebswerkstätte war die Hauptwerkstätte der LAG. Nach und nach wurde der Fahrzeugbestand den Anforderungen und Erweiterungen angepasst.
Das Betriebswerk Thalkirchen anno 1900.
Nachlaß Lotter (aus Schulze: Die Isartalbahn)
So standen mit der Eröffnung des Südabschnittes am 23. Mai 1898 folgende Fahrzeuge zur Verfügung:
7 Dampflokomotiven
45 Personenwagen
5 Post-/ Gepäckwagen
16 Güterwagen
ELEKTRIFIZIERUNGSPLÄNE
Mit der Einführung der elektrischen Zugförderung am 15. Januar 1900 erfuhr das Betriebswerk eine Erweiterung um eine dreiständige Triebwagenhalle zur Instandhaltung der fünf Triebwagen. Außerdem musste zur Erzeugung der elektrischen Energie für die Fahrleitung ein Dampfkraftwerk errichtet werden.
Das Kraftwerk Thalkirchen, um 1930. (aus Schulze, Die isartalbahn)
DAS KRAFTWERK THALKIRCHEN
Das Betriebswerk in Thalkirchen wurde zur Aufnahme
des elektrischen Betriebes ein Dampfkraftwerk eingerichtet.
Die Leistung der zwei Maffei´schen Verbunddampfmaschinen
betrug 300 PS (190 KW), während des ganzen Jahres 1911
wurden 1.666.000 Kilowattstunden Strom erzeugt, der
Verbrauch lag allerdings nur bei 412 865 KW, die Ausnutzung
betrug 1911 28%, es produzierte 600 Volt Gleichstrom.
Das Kraftwerk war für die Fahrstromversorgung sowie für die
Beleuchtung der Bahnhöfe nötig. Die Kosten für eine Kilowattstunde
betrugen 6,2 Pfennige.
Für die Emission wurde ein zirka 40 Meter hoher Schornstein installiert.
Mit dem Ausfall und der Umstellung der Isartalbahn auf den DB-üblichen
15 kV 16 2/3 Hz am 25. März 1955 wurde das Kraftwerk außer Betrieb
genommen. Es wurde wahrscheinlich mit der (teilweisen) Demontierung
1967 abgetragen.
LAG 501, 502, 505 in der Triebwagenhalle, 1930.
Nachlaß Lotter (aus Schulze: Die Isartalbahn)
LAG 72 an der Drehscheibe vor dem Rundschuppen des Betriebswerks, 1920.
Nachlass Lotter/Sammlung Griebl (aus Schulze: Die Isartalbahn)
Gleisplan des Betriebswerks Thalkirchen.
Mit Verstaatlichung der LAG zum 1. August 1938 übernahm die Deutsche Reichsbahn Werk und Fahrzeuge. Mit dem Ausscheiden der LAG-Baureihen im Jahr 1949 aus dem Bestand des Werks, kam etwas Abwechslung in den Fahrzeugpark. Außerdem wurde der elektrische Fahrzeugpark in Form der Baureihe 182 verjüngt.
Unter der Deutschen Bundesbahn erfuhr das Betriebswerk eine Schwächung, da nun die nötige Infrastruktur bereitstand, um mit immer mehr Zügen den Münchner Hauptbahnhof und nicht den ungünstig gelegenen Isartalbahnhof anzulaufen.
Zum 1. Januar 1952 wurde das Bw Thalkirchen als eigenständige Dienststelle aufgehoben und dem Bw München Ost untergeordnet. Zum Fahrplanwechsel 1956 erfolgte die endgültige Schließung des Betriebswerks. Ein Jahr zuvor stellte die Deutsche Bundesbahn die elektrischen Anlagen von Gleich- auf Wechselstrom um, so dass das Kraftwerk ebenfalls seine Bedeutung verlor.
Drehscheiben und Schiebebühnen wurden nach der Einstellung des Betriebs am 31. Mai 1964 schrittweise ausgebaut. Die Gebäude verfielen in einen Dornröschenschlaf und werden seither unterschiedlich genutzt.
Letzte Nutzung als Eisenbahnbetriebsgebäude erfuhr die Triebwagenhalle, die bis in die 80er Jahre von der Gleisbaufirma Robel genutzt wurde.
Fotos von Bernd Mühlstraßer und Wolfgang Gutbrod |
Bilder aus dem BW zwischen 2008 und 2011. Fotos: Weigand |
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